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Bei den römischen Eroberungen blieben offensichtlich häufig die spätkeltischen Siedlungen des offenen Landes bestehen und wurden im Laufe der Zeit erneuert und in römischer Bauweise neu gestaltet, sowie mit der neuen Zivilisation und Technik ausgestattet.
Mit der römischen Landnahme und den Berichten Caesars, sowie anderer Autoren tritt das Rheinland in das Licht der geschriebenen Geschichte. Dabei handelt es sich um einen wichtigen historischen, einmaligen Vorgang von weltgeschichtlich hohem Rang, der eben in diesen Jahrhunderten sich an diesem Stück eines vorher kaum bekannten Flußlaufes ereignete.

Die Bedeutung dieser Landschaft und dieses Grenzgebietes am Rhein ist für die Römer wesentlich höher als in anderen Provinzen des großen römischen Weltreiches: Die Herren des damals bekannten Erdkreises waren persönlich am Rhein: Caesar, Augustus, Tiberius, Agrippa seien nur für die Frühzeit genannt. Ein Drittel der gesamten Streitmacht des römischen Weltreiches, dessen Grenzverlauf von Schottland bis nach Persien reichte, war auf demkurzen Stück zwischen Vetera (Xanten) und Mogontiacum (Mainz) stationiert. Prinzen des Kaiserhauses wohnten als Oberkommandierende zeitweilig am Rhein.

Im Gemeindegebiet von Lonnig sind mehrere Siedlungsspuren aus vorrömischer Zeit und solche des l. Jh. s n. Chr. bekannt. Nur konnten sie leider nicht immer ihrer Bedeutung entsprechend sorgfältig dokumentiert werden. Die Konzentration der römischen Siedlungen entstanden meist dort, wo bereits einheimische Wohn platze eine gewisse Größenordnung besaßen und bereits Mittelpunktfunktionen wahrnahmen. Erst allmählich bauten die Neuankömmlinge diese Ortschaften um und prägten sie nach ihren römischen Vorstellungen. Die Konzentration der größeren Städte und militärischen Einrichtungen am Rhein hatte gewiß nicht nur ihren Grund inden guten Verkehrsverbindungen und den bekannten Handelswegen über die Wasserstraße, sondern Ursache hierfür war überwiegend auch der Grenzcharakter. Durch die Anhäufung von starken Truppenkonzentrationen am Rhein sollte gleichzeitig auch die Region vor Eindringlingen von Nordosten verteidigt werden. Unter diesem Gesichtspunkt der Gesamtsituation am Rhein ist auch die römische Besiedlung im Hinterland zu sehen.

Der weitere Ausbau des Landes durch die Römer, die technischen und zivilisatorischen Entwicklungen von Einrichtungen neuer Wirtschaftsbetriebe für Acker-, Weinbau und Viehzucht, des Handwerks und der Kleinindustrie, sowie die Schaffung einer umfangreichen Infrastruktur im Raum der Mosel und des Rheines war nicht ohne den Schutz der Legionen und die klare„Abgrenzung“ des nördlichen Reichsgebietes möglich. So hat sich im Verlauf desl. Jhs. n. Chr. das römische Reich im Rheinland deutlich konsolidiert. Der Ausbau des Limes, des massiven Grenzwalles zur Absicherung des Einflußbereiches der Römer wird unter Domitian (91 – 96) verstärkt in Angriff genommen.

Die Anlage begann am Rhein beim heutigen Rheinbrohl und verlief zunächst nördlich des Neuwieder Beckens über die Höhen des Westerwaldes und Taunus bis in die Wetterau und erreichte über den westlichen Flußlauf des Maines schließlich die Donau. Die Grenzlinie wurde in den folgenden zwei Jahrhunderten mit Kastellen und Wachtürmen ausgebaut und jeweils unter militärischen Gesichtspunkten verschoben, gesichert und massiv befestigt. Die Funktion der militärischen Anlagen, die zunächst die Wasserstraßen des Rheines und der Mosel, sowie deren Übergänge sichern sollte, wurde durch den stetigen Ausbau des Limes bis Ende des l. und Anfang des 2. Jhs. immer stabiler.

 

 

Die Grenztruppen belegten jenseits des Rheins die nach und nach neu eingerichteten und ausgebauten Kastelle Heddesdorf, Bendorf, Niederberg, Niederbieber, Hillscheid, Arzbach u.a. Einheimische Söldner bezogen als Hilfstruppen (Auxiliarii) hier Quartier und leisteten ihren Militärdienst an der Grenze für die Römer. Für diesen Grenzabschnitt trug das obergermanische Heer Verantwortung, dessen Hauptquartier in Mogontiacum (Mainz) lag. Seit dem 2. Jh. war es die Legio 22, (Leg. XXII primigenia) unter demBefehl eines Senators in prätorianischen Range (legatus legionum oder militum) stand. Mit dem Limes sollte ein fruchtbares landwirtschaftliches Nutzland und eine ertragreiche Wirtschaftsregion (Neuwieder Becker, Wetterau) zunächst militärisch gesichert und danach wirtschaftlich erschlossen werden. Wichtig war dabei besonders die Sicherung und Kontrolle des Hauptverkehrsweges von Süd nach Nord, die Wasserstraße des Rheins.

Denn gerade hier im nördlichen Mittelrheingebiet gab es Während in den Ballungszentren der größeren Orte und militärischen Garnisonen sich römische Zivilisation und Lebensweise verhältnismäßig rasch ausprägte und durchsetzte, hat die weitgehend einheimische und bodenständige Bevölkerung auf dem offenen Lande noch lange Zeit nach ihren eigenen Sitten und Gebräuchen gelebt. Dafür gibt es eine Menge Hinweise aus Inschriften, Weihetafeln und –Steinen sowie Grabdenkmälern. Und dies wird auch für die Gemarkung Lonnig gegolten haben. Der Ort selbst, dessen heutiger Name gewiß auf eine lateinische Namensform mit der Endung -iacum zurückzuführen ist, geht offensichtlich auch aus einer römischen Besiedlung hervor. Ursprung war eine römische Villa, ein landwirtschaftlicher Betrieb. Gebäudereste sind wiederholt festgestellt worden.

Der deutlichste Befund kam bei einer Kellerausschachtung für einen Neubau in dem Baugrundstück am nordostwärtigen Ortsausgang der Gemeinde Lonnig am Koblenzer Weg in Richtung Sürzer Höfe zutage. Es handelt sich dabei um zwei parallel verlaufende Mauerzüge eines römischen Gebäudes, die von Südwesten nach Nordosten ausgerichtet waren. Die im Nordosten liegende Quermauer war nur in ihren Fundamenten erhalten. Die südöstliche Längsmauer zeigte im Aufgehenden zum Teil noch vorhandenen Innenputz. Dieses aufgehende Mauerwerk war sauber in Kalkmörtel verlegt und über dem Fundamentsockel etwa 90 cm hoch noch gut erhalten. Das Fundament sprang 10 cm vor und war mit größeren Bruchsteinplatten abgedeckt. Die untersten aufrechtstehenden Bruchsteine waren in die sauber in Lehm ausgestochene Baugrube ohne Mörtel als Fundament verlegt.

In nordsüdlicher Richtung verlief eine in Lehm eingetiefte und mit Bruchsteinen ausgefüllte kleine Wasserleitung, die z. Zt. der Bergung noch Wasser führte. Diese Wasserleitung verlief unter den Mauerfundamenten. Der Innenraum war mit einer starken Schicht bis zu l m mit Dachziegelresten, Mauer- und Brandschutt bedeckt . An Funden wurden außer einem Messer und einem geschmiedeten Nagel aus Eisen einiges Scherbenmaterial geborgen, das zum Gebrauchsgut des damaligen landwirtschaftlichen Betriebes gehörte. Es ist das übliche Geschirr der damaligen Zeit, Schüsseln, Schalen, Krüge, Becher und große Gefäße, wie aber auch das feinere Tafelgeschirr der Terra-Sigilata. Die Mehrzahl der Funde stammt aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr.

Doch kommen auch einige noch aus dem 4. – 5. Jh. vor, so z.B. Schalen der rotgestrichenen Keramik. So ist auch offensichtlich dieses römische Gebäude und dieser gesamte römerzeitliche landwirtschaftliche Betrieb in der Spätantike aufgegeben worden. Darauf weisen noch weitere Funde hin, die in der Umgebung und in anderen Bereichen des Ortes gefunden wurden. Gegen Ende der Spätantike wurde durch die Landnahme der Alemannen und Franken überwiegend aus den rechtsrheinisch gelegenen Gebieten die römische Zivilisation in den linksrheinischen Mittelgebirgsbereichen überlagert und zum Teil entfremdet. Doch blieb noch lange Zeit die kulturelle und zivilisatorische Leistung der Römer bestehen. Das Rheinland wurde durch die Einbeziehung in den Bereich der antiken Hochkulturen über ein halbes Jahrtausend vom Einfluß und Herrschaft der Römer nachhaltig geprägt, was noch immer nachwirkt.

Danach übernahm die frühe Kirchenorganisation als zunächst nach dem Verfall des römischen Reiches einzige ordnungsstiftende Macht die Strukturen der ehemaligen römischen Regional- und Verwaltungsgrenzen bis ins hohe Mittelalter. So wurde bereits zur Zeit des römischen Reiches eine breit angelegte Basis geschaffen, auf der sich die abendländische Geschichte der europäischen Völker aufbaute.

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