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Die Menschen der spätbronzezeitlichen Kulturen entwickelten allmählich Technologien zur Verhüttung und Verarbeitung von Eisenerz. So formte sich an Mosel und Mittelrhein schon seit Beginn der Urnenfelderkultur die nach diesem neuen Werkstoff genannte frühe Eisenzeit (l 250 – 700 v. Chr.) heraus und entfaltete in dieser Region eine besondere Ausprägung ihres kulturellen Erscheinungsbildes. Kenntnisse und Fertigkeiten zur Eisenverarbeitung entwickelten die Bewohner im Verlaufe dieser Epoche und setzten diese Techniken in der sogenannten Hallstatt- zeit (Ha C – D um 750 – um 500 v. Chr., genannt nach einem Ort im Salzkammergut) fort.

Am Mittelrhein und insbesondere in den linksrheinisch benachbarten Schiefergebirgen entfaltete diese Epoche ein besonderes kulturelles Erscheinungsbild. Ausprägungen eines typischen Siedlungsinventares und einheitlichen Beerdigungssitten lassen für den westlichen Mittelgebirgsbereich daher eine Gruppe erkennen, die in der Forschung als „Hunsrück-Eifel-Kultur“ umschrieben wird. Die wesentliche wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung war gewiß weiterhin die Land- und Weidewirtschaft. Die Siedlungweise erfolgte dementsprechend in großen, aber weit auseinander liegenden Höfen. Das Siedlungsinventar und die überkommenen Gebrauchsgegenstände werden wesentlich qualitätsvoller und die einzelnen Merkmale deuten auf hohes Können und handwerkliche Fähigkeiten hin.

Die Keramik wird sorgfältig verziert, härter gebrandt und in ihrer Oberflächengestaltung nachgearbeitet und geglättet. Doch läßt besonders der andersartige Grabkult gegenüber den früheren Kulturen eine deutliche Differenzierung zu und kann so als ein wichtiges gemeinsames Kennzeichen gelten: Die Toten wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, der Leichenbrand in Urnen gesammelt und auf Flach- oder Hügelgräberfeldern beigesetzt. Die Bestattungen enthalten außerdem noch eine unterschiedliche Zahl an Beigaben. Aber es gibt außer den Urnenbestattungen auch Skelettgräber. Die Grabhügelfelder liegen heute überwiegend auf den Höhenzügen der meist bewaldeten Ausläufer von Bergrücken der mittelrheinischen Gebirgsketten, so auch auf dem Höhenzug nördlich von Lonnig, Kobem und Grauwäldchen, südlich von Ochtendung und Bassenheim.

Hier haben wir in der unmittelbaren Nachbarschaft der Gemarkung Lonnig eines der typischen und besonders gut zu charakterisierenden Hügelgräberfelder dieser Zeit vor uns. Leider sind weite Teile dieses Grabhügelfeldes durch die hohe Inanspruchnahme der Landschaft durch unsere moderne Wirtschaft und durch Raubgrabungen zerstört. Einige Gräber in diesem Grabhügelfeld sind noch gut erhalten. Manche sind größer und aufwendiger angelegt. Es sieht so aus, als bilden sie gewisse Zentren von Gruppierungen anderer kleinerer Hügel. So ist gegen Ende der Hallstattzeit auch überregional zu beobachten, daß in der Begräbnissitte sich zunehmend gesellschaftliche Strukturen erkennen lassen. Aufgrund der reichen Beigaben in aufwendigen Grabeinbauten sind in den größeren Hügeln offensichtlich Personen beerdigt worden, die zu Lebzeiten höheres Ansehen und gesellschaftlichen Einfluß besaßen. Doch läßt sich noch feststellen, daß dieses über die Höhe langgestreckte, parallel zu einem alten prähistorischen Straßenzug verlaufende Grabhügelfeld sich in einzelne Abschnitte unterteilen läßt.

Typische Beispiele hierfür sind die Grabhügelgruppen in den Gemarkungen Wolken, Bassenheim, Kobern und Lonnig. Diese liegen zudem orientiert zu dem eisenzeitlichen Heiligtum des „Goloring“, südlich des Kamelenberges. Auch wenn die Gemarkung Lonnig an diesen Bereichen flächenmäßig nur einen geringen Anteil einnimmt, so gehört gewiß die eisenzeitliche Besiedlung dieser Region mit in den Einzugsbereich dieses Heiligtums und des sich daran orientierenden Grabhügelfeldes. Vielerorts wurden die großen späthallstattfrühlatenezeitlichen Grabhügel aufgrund ihrer auffallenden Größe und besonderen Beigaben auch „Fürstenhügel“ genannt.

 

 

Am Mittelrhein und in den angrenzenden Gebieten, so auch in der Gemarkung von Lonnig, geht die Entwicklung von Hallstatt- zur Frühlatenezeit (um 500 – 250 v. Chr., Latene, ein bedeutender Fundort am Neuenburger See in der Westschweiz) ohne Unterbrechung weiter. Diese Zeitstufen prägen sich in der älteren und jüngeren „Hunsrück-Eifel-Kultur“ aus und bilden eine Einheit. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Gruppe um die Dreitonnenkuppe und um sie umgebenden Wagengräber. Eines der beiden lag östlich der Straße, bereits auf dem Gemeindegebiet von Kobern. Doch soll es in diesem Zusammenhang durchaus mit der westlichen Grabhügelgruppe um die Dreitonnenkuppe in Verbindung gebracht werden. Was hat es nun mit dieser Grabhügelgruppe besonderes auf sich?

Am Übergang von Maifeld zur Pellenz am Südrand der Eifel, nahezu an der höchsten Stelle eines von Westen her leicht ansteigenden und nach Osten mäßig abfallenden Höhenrückens zwischen Mosel und Rhein, liegt dieses schon erwähnte Kobern-Bassenheimer Gräberfeld, in dessen Zentrum sich der Goloring befindet. Den noch erkennbaren westlichen Ausläufer bildet die Dreitonnenkuppe, um die sich ehemals noch weitere kleinere Grabhügelfelder gruppiert haben. Von dieser beherrschenden Lage reicht der Blick sowohl in das Moseltal, als auch zum Rhein, der hier in einem weiten Bogen das Neuwieder Becken durchfließt und das er fast in westlicher Richtung durch die Andernacher Pforte verläßt.

Heute ist der ehemalige mächtige Grabtumulus weit auseinandergepflügt und im Gelände nur noch als flache gleichmäßige Erhebung schwach erkennbar. Er gehört aber dennoch zu den größten Grabhügeln dieser Region. Durch die Jahrhunderte lange intensive Landwirtschaft ist das Erdreich der Hügelauffüllung allmählich weiter auseinandergezogen worden. Dieser Grabhügel hat heute noch einen Durchmesser von über 70 m und ist wohl 2 – 2,50 m hoch. Solche Grabhügel sind in unserer Region im Rhein-Moselgebiet selten und sind mit den großen keltischen Fürstenhügeln Süddeutschlands in Verbindung zu bringen. Um diese Begräbnisstätte lagen noch mehrere Hügel, die in Zusammenhang mit dem gesamten Gräberfeld zu sehen sind. Wir haben es hier sicher mit einem Fürstenhügel aus der späten Hallstattzeit (6. – 5. Jh. v. Chr.) zu tun. Bemerkenswert sind aber die beiden Grabhügel, die nur wenig östlich zu dem großen Hügel gefunden wurden.

Sie waren durch die Landwirtschaft vollkommen eingeebnet und obertägig nicht mehr sichtbar. Bei der Bimsausbeute entdeckte der Baggerfahrer die Grabgruben und benachrichtigte die Archäologische Denkmalpflege, Amt Koblenz. Die unmittelbare Ortsbesichtigung ergab aufgrund der angeschnittenen Befunde, daß es sich um zwei Wagengräber handeln müsse. Die Zeit vor Ort war knapp, wegen der fortschreitenden Bimsausbeute.

Damit die Gräber durch die drängende Bimsgewinnung nicht zerstört würden, wurde entschieden, jedes Grab einzeln mit Brettern einzuschalen und entsprechend zu bergen. Die Gräber wurden dann auf einem Tieflader in das Amt für Archäologie transportiert und dort systematisch untersucht.

Besonders bemerkenswert sind die Reste jeweils eines zweirädrigen Wagens, der dem Bestatteten mit in das Grab gegeben wurde. Bestandteile, wie je zwei Radreifen und entsprechende Nabenringe , außerdem Eisenbeschlagteile der Deichsel, des Wagengestells und seiner Aufbauten und eine Lanzenspitze fanden sich bei der Freilegung. Außerdem wurden Reste von Bestattungen und Relikte von Beigaben festgestellt. Von besonderer Bedeutung von diesen Beigaben sind ein einfacher glatter Armring und ein fein gearbeiteter Beschlag aus Gold mit Mäanderbandverzierung in dem einen Grab.

In dem zweiten Grab fand man ein markantes Fundstück, nämlich eine Fibel mit scheibenförmiger Fußzier, die mit einem Goldblech typischer Frühlatenedekoration belegt war. Die beiden Wagengräber gehören also in die Zeit des 6. und 5. Jhs. v. Chr..

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